Wenn die Familie zerbricht, ist das nicht nur mit großen sozialen und wirtschaftlichen Problemen verbunden, sondern stets auch mit großen emotionalen Belastungen für jeden Beteiligten.

Ein jeder – Vater, Mutter und Kind, steht vor der Herausforderung, sein Weltbild neu zu ordnen und seine eigene (Selbst-)Sicherheit wieder zu erlangen, auch wenn die Bedürfnisse unterschiedlich gelagert sind.

In ihrer Notlage streben die Erwachsenen, zumindest einer der beiden, verständlicherweise nach Abstand und Abgrenzung.

Aus dieser Motivation heraus lassen sich Aggression wie Rückzug bis hin zu Depression, so wie Schuldzuweisungen aller Art erklären: Sie bringen zunächst ein Stück Entlastung. Die Suche nach Verbündeten als Gleichgesinnte ist ebenfalls verständlich.

Eine Gefahr besteht jedoch darin, mit diesem Weg sein Kind in seiner Bedürftigkeit immer mehr aus den Augen zu verlieren.

Denn das Bedürfnis des Kindes steht dem Bedürfnis nach Distanz zwischen den Eltern diametral entgegen. Es braucht gerade in der Krise des Umbruchs Schutz und Nähe und die Gewissheit, beide Eltern lieben zu dürfen. Nicht selten fällt es in seiner Notlage zurück in frühere Entwicklungsstufen, bis hin zur engen Eltern-Kind-Symbiose (ganz oft in die Symbiose mit der Mutter), die es als ursprüngliche Sicherheit erfahren hat. Wird dies vom Erwachsenen in seiner eigenen verständlichen Bedürftigkeit unterstützt, wird dem Kind seine natürliche Reifung und Entwicklung äußerst erschwert.

Wenn die Ressourcen einer Familie nicht ausreichen, um die Krise der Trennung zu überwinden, braucht sie vor allem eine Unterstützung, welche die Dynamik erkennt und mit dem Fokus auf die Bedürftigkeit des Kindes beide Eltern an ihre Verantwortlichkeit erinnert und sie darin stärkt. Auf keinen Fall dürfen einseitig die Interessen von Erwachsenen unterstützt werden, um so den anderen Elternteil „auszusourcen“.

Unabhängig von all den Faktoren und Verhaltensweisen, die zur Trennung führten, sind es beide Erwachsene, die für diese Situation verantwortlich sind und sie eben so gestaltet haben, wie sie ist. So wie die Liebe eines Kindes nicht trennt zwischen „schwarz und weiß“, zwischen „gut und böse“ und sein Leben lang beide Elternteile in sich integriert, so müssen auch die Helfersysteme dafür Sorge tragen, die unterschiedlichen Anteile zu integrieren und Wert zu schätzen.

Dass es hilfreich sein kann, darüber hinaus dem getrennten Paar beratende Hilfe anzubieten, um die Beziehung auf der Paarebene zu entlasten, ist selbstverständlich.

Für ABC-Kindesvertretung bedeutet das: Wir möchten sowohl Mütter- wie Väter-Vertretungsgruppen dahingehend unterstützen, den Blick auf die Kinder zu richten und gemeinsame Wege zu suchen, den jeweils anderen Elternteil bei den zukünftigen Erziehungsaufgaben (wieder) mit „ins Boot zu holen“.