Gespräche mit Kindern und Jugendlichen basieren auf den gleichen Grundannahmen, wie sie für die Kommunikation zwischen Erwachsenen gelten. Dennoch gibt es einige Besonderheiten, die für das kommunikative Verhalten von Kindern und Jugendlichen kennzeichnend sind und deren Kenntnis zum Gelingen eines guten Gesprächs beitragen können.

Kleine Kinder neigen dazu, ihre Wünsche indirekt auszudrücken. Oft formulieren sie sie als Frage. Beispiel: „Warum gehen wir heute nicht zum Opa?“ („Ich möchte gern Opa besuchen!“) oder „Warum spielst du immer mit meinem Bruder?“ („Ich möchte, dass du mit mir spielst!“) oder „Warum steht das Sofa da hinten in der Ecke?“ („Ich möchte viel lieber auf dem Sofa dort sitzen!“)

Sie wiederholen zum Teil ihre Fragen immer wieder mit den gleichen Worten. Das geschieht jedoch nicht, weil sie die Antwort nicht gehört oder verstanden hätten, sondern weil sie gern noch mehr Informationen darüber hätten, auf Grund von fehlendem sprachlichem Repertoire aber keine weiteren Fragen formulieren können.

Anordnen fällt ihnen leichter als etwas zu erlauben: „Hier, nimm meine Puppe!“ kann bedeuten: „Du darfst ruhig mal mit meiner Puppe spielen!“

Ein Versprechen einzuhalten ist für Kinder, je jünger sie sind, schwerer, als es einzufordern. (leben in der Gegenwart; Zeitverständnis)

Bei Gesprächen zwischen einem Kind und einem Erwachsenen besteht von vornherein ein Macht-Gefälle, welches die Kommunikation beeinflusst. Im kindlichen Egozentrismus erscheint der Erwachsene allwissend. Je jünger ein Kind ist, desto weniger kann es sich vorstellen, dass sein Gegenüber, der Erwachsene, gerade nicht weiß, was es denkt, fühlt, und begehrt. (Fehlende Trennung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen sich und der Welt).

Besonders in jungen Jahren, aber auch in der Pubertät, ist ein Kind sehr empfänglich für Suggestiv-Frage, die dann unbedingt vermieden werden sollen.

Wenn Kinder schweigen, bedeutet es in der Regel nicht-verstehen und nicht Widerstand.

Die Vermeidung von Blick-Kontakt hat mit dem Macht-Gefälle und Angst oder Respekt zu tun, zum Teil auch mit kulturellem Hintergrund.

Erwachsenen zeigen sich häufig sehr unsicher, wenn sie mit Kindern reden. Schnell sind sie an eigene Kindheitserfahrungen erinnert und in der Gefahr, ihr Erleben zu übertragen.

Damit es Kindern und Erwachsenen beim gemeinsamen Gespräch gut geht, sollten einige Dinge besonders beachtet werden:

Die Verantwortung für ein Gespräch liegt immer ausschließlich beim Erwachsenen!!!

Er ist es, der durch eine gute Vorbereitung und Gesprächsführung die Qualität bestimmt.

Entwickeln sich Kinder zu Jugendlichen, ändert sich Vieles, u.a. auch ihr (Sprach-)Verhalten. Um gute Gespräche mit Jugendlichen zu führen, ist es hilfreich, sich die Veränderungen klar zu machen:

Während der Jugendzeit (ab 12 J. etwa) beginnt das Gehirn, sich vollständig umzustrukturieren. Die Denkkapazität, wie die Sprachkapazität, erhöht sich (entgegen manches Anscheins nach) auf ein Vielfaches. Gepaart mit hormonellen Schüben entstehen neue lebensmotivierende Kräfte, die die bis dahin kindlichen Menschen vollkommen irritieren und desorientieren. Wir kennen den häufigen und schnellen Wechsel ihrer Befindlichkeiten und Emotionen. Ihre Interessen und Ansichten scheinen sich zum Teil komplett zu ändern. In dieser Zeit nimmt das sozial erwünschte Verhalten zu Erwachsenen deutlich ab, das zu Gleichaltrigen (Peergruppe) zu. Ständig sind sie auf der Suche nach eigener Identität und neuer Zugehörigkeit. Es ist eine Phase der hohen Gefahr für Beeinflussungen aller Art (Suchtverhalten ….), aber auch für Depressionen.

Mit Jugendlichen ein gutes Gespräch zu führen, sollte sich diese Besonderheiten klar machen. Die letzte Verantwortung für ein gelingendes Gespräch liegt auch hier beim Erwachsenen, auch wenn das Macht-Gefälle geringer ist. Eine gute Prämisse: So viel Verantwortung wie möglich an den Jugendlichen zu geben und so wenig wie möglich Macht zu beanspruchen.

In Gesprächen mit Jugendlichen kann es sein, dass Schweigen nicht nur nicht-verstehen bedeutet, sondern sich darin Widerstand abzeichnet, den es dann zu ermitteln gilt.

Auch hier zeichnen sich Erwachsene oft durch Unsicherheiten aus, da sie an ihre eigene Jugendzeit mit all ihren Widrigkeiten und evtl. ungelösten Konflikten erinnert werden.

Trotz aller Kenntnisse über Kommunikation, über Entwicklungsverläufe und Sprachverhalten von Kindern und Jugendlichen im Allgemeinen, ist die eigene Grundhaltung die wichtigste Basis eines guten Gesprächs. Und die sollte geprägt sein vom

Respekt vor der Würde des Kindes, bzw. des Jugendlichen.

Hier wiederum besteht kein Unterschied zur Gesprächsführung unter Erwachsenen.

Hilfreiche Literatur:

Fleck-Bangert, R.: Kinder setzen Zeichen – Kösel-Verlag

Rogge, J. / Bartram, A.: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört – GU-Verlag

Delfos, M.: Sag mir mal …. (4-12 J.)– Beltz-Verlag

Delfos, M.: Wie meinst Du das? (13-18 J.) – Beltz-Verlag

Praktische Hinweise und Übungen erhalten Sie in unseren Weiterbildungsseminaren.